... ins Bild gewandert
„Am Saum des Waldes“ ist das letzte Werk von Sara de Vos, einer fiktiven holländischen Malerin des 17. Jahrhunderts. Das Gemälde verbindet die drei Zeitebenen von Dominic Smiths feinfühligem Roman um Kunst, Fälschung und Liebe. Gleich zu Beginn erhält der Leser eine Beschreibung des Bildes, die, was Sprache und Interpretation betrifft, wie eine kleine künstlerisch gestaltete Visitenkarte des Romans anmutet. Der Leser wird zum Betrachter und sieht die Erzählhandlung und vielleicht auch sich selbst „von außen ins Bild gewandert“. Neben Sara de Vos, deren Leben und Schaffen, stehen zwei Personen im Mittelpunkt der beiden anderen Zeitebenen, Marty de Groot, dem das Gemälde 1957 gestohlen wird, und Ellie Shipley, einer jungen Kunststudentin, die eine originalgetreue Kopie schafft, die von den Dieben als Ersatz zurückgelassen wird.
Zu beschreiben, wie sich das Leben der beiden schicksalhaft in ein Geflecht von Schuld und Sühne verstrickt, gelingt dem Autor in einer wundervollen sprachlichen Leichtigkeit, die beim Lesen sehr viel Genuss bereitet. Man kann die Protagonisten, ihr Umfeld und ihre Liebe zur Kunst sprichwörtlich vor Augen „sehen“. Die Handlung gipfelt in einer Wiederbegegnung von Ellie und Marty, die 40 Jahre später stattfindet und sehr klug mit dem Faktor Zeit spielt, der nicht nur in der Kunst, sondern auch im Leben eine wichtige Rolle innehat.
Der Buchtipp wurde uns von Elke Weirauch-Glauben (LiteraDur) bereitgestellt.