17. Mai 2022

Einst historisches Kloster und dubiose Gastwirtschaft

Historiker Jeff Klotz blickt über 500 Jahre zurück auf die Geschichte des Sperlingshofs


Seinen 100. Geburtstag feiert in diesem Jahr das Heilpädagogische Kinder- und Jugendhilfezentrum Sperlingshof in Remchingen. Doch die bewegte Geschichte rund um den ehemaligen „Sperlhof“ reicht deutlich weiter, wie der Historiker Jeff Klotz am Mittwochabend bei einer kurzweiligen Führung verdeutlichte. Diese stieß auf großes Interesse: Fast hundert Besucher, darunter auch junge Sperlingshofbewohner, machten sich mit dem Museumsleiter, Autor und Verleger auf den Weg zum Waldrand, wo vor über 500 Jahren eine Klosteranlage stand.

Ab 1453 taucht das Kloster in den Schriften auf, das an einem bedeutenden Abschnitt der badischen Romwallfahrt errichtet wurde: „Hier verlief einer der wichtigsten Wallfahrtswege von Frankreich über Pforzheim bis nach Rom. Das Kloster Maria zur Aych diente als Übernachtungsplatz. Pilger und Händler brachten wertvolle Einnahmen vor Ort“, verdeutlichte Klotz. Dabei sei das mit nur drei Kaplänen, umgangssprachlich Hilfspriestern, besetzte Kloster kein typisches gewesen. Unter den Vikaren befand sich der später berühmte Philosoph und Humanist Johannes Reuchlin. Luftbildaufnahmen der Äcker lassen in trockenen Jahren noch heute Teile der Grundrissmauern der mit einem 45 Meter langen Kirchenschiff und zusätzlich 17 Meter langem Chor verhältnismäßig großen Kirchenanlage sowie die Lage des Brunnens erahnen. Auch der Bau einer Gastrasse vor wenigen Jahren weckte archäologisches Interesse.

„Viele spannende Legenden ranken sich um diesen Ort“, erklärte Klotz. So sollen Kapuzinermönche im Brunnen einst eine Glocke versenkt haben, nach der manche Wilferdinger bis heute suchen. Außerdem sollen mehrere Kilometer lange Schächte und Gänge bis nach Bilfingen führen. „Aber zumindest diese gibt es nicht“, erklärte Klotz. Wohlhabend müsse das katholische Kloster aber gewesen sein, schließlich habe es Geld zum Wiederaufbau Ellmendingens nach einem Dorfbrand gestiftet und konnte sich noch einige Zeit halten, selbst als Wilferdingen evangelisch wurde. Bis 1578 seien nachweislich Kapläne dagewesen, die sogar weisungsbefugt im Ort gewesen seien. Anschließend ging es bergab mit dem einst reichen Kloster und die Wilferdinger durften sich für den Bau ihrer Häuser bedienen: „An den ältesten Häusern jenseits des Wetteplatzes Richtung Nöttingen findet man noch Baumaterialien von hier.“

Der Ersinger Kellermann Johann Albert Sperl erwarb 1737 das Sperlingshofgelände an der heutigen B10 und eröffnete die Gastwirtschaft „Sperlhof“. Unterschiedliche Gastwirte sollen durchaus dubiose Klientel und Wegelagerer angezogen und mit einer Falschmünzerei Geldwäsche betrieben haben, weshalb die Gegend bald den Namen „Sieh dich für“ bekam. In den 1860er-Jahren erwarb die evangelisch-lutherische Gemeinde um Pfarrer Georg Friedrich Haag das Gelände. 1922 beschloss sie notariell die Einrichtung eines Waisenheims. Sperlingshof-Geschäftsführer Raimund Schmidt skizzierte den Wandel bis zur heutigen Einrichtung, die wie berichtet im Jubiläumsjahr mit dem Sanierungsbeginn des Gebäudes „Alter Sperlingshof“ für mehrere Millionen Euro ein zukunftsweisendes Projekt in die Wege leiten will.

jza

Foto: Zachmann

Auf großes Interesse stieß eine Führung zur Geschichte des Remchinger Sperlingshof mit Jeff Klotz (Bildmitte im weißen Hemd), die am Waldrand mit der Entstehung des Klosters „Maria zur Aych“ begann. Foto: Zachmann

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