Gemeinderat erkundet seltene Bannwaldfläche / Anteil könnte sich durch Förderprogramm vergrößern
Festes Schuhwerk konnten die Remchinger Gemeinderäte bei ihrer Waldbegehung gut gebrauchen, denn Revierförsterin Sarah Zwerenz und Forstamtsleiter Andreas Roth führten sie fernab der Wege mitten hinein in den „Bärengrund“ nahe des Sperlingshofs. Matschige Pfade und große Pfützen zeugen von kräftigen Niederschlägen in den vergangenen Wochen – für den Wald ein wichtiges Trostpflaster: „Eine Schwalbe allein macht aber noch keinen Frühling“, verdeutlichte Roth mit Blick hoch zu so mancher vertrockneter Krone, „Die Speicher sind noch lange nicht aufgefüllt.“ Im Zuge des Klimawandels würden Nadelgehölze immer seltener. Während Fichten kaum mehr eine Zukunft hätten, könnten sich die in Nordamerika heimischen Douglasien oder Pinien noch eher durchsetzen. Zu den immer häufiger gepflanzten Laubgehölzen gehören Buchen und Hainbuchen, seltene Eichen oder Elsbeeren, punktuell aber auch für trockenheitstolerante Arten aus dem Mittelmeerraum oder aus Nordamerika als nächste Waldgeneration.
Die Gruppe bahnte sich den Weg durch einen 22 Hektar großen Schonwald, in dem das Augenmerk besonders auf dem Schutz von Alteichen und Altbuchen liege bis hin zu einer dreieinhalb Hektar großen Bannwald-Fläche. Wo Ende der Achtzigerjahre einst eine Mülldeponie entstehen sollte, erfolgen seit über 20 Jahren überhaupt keine Forstarbeiten mehr, um die Natur sich selbst zu überlassen. Auch wenn die Fläche gemessen an insgesamt gut 500 Hektar Remchinger Gemeindewald überschaubar sei, sei sie gemessen am Verzicht auf die Holzernte eine große Vorleistung, stellte Roth fest. So besitze Remchingen die einzige Bannwald-Fläche in den Gemeindewäldern des Enzkreises. Der Staatswald habe Bannwälder bei Illingen und Unterreichenbach ausgewiesen. Der Anteil könne sich künftig durch ein Förderprogramm des Bundes vergrößern. Um teilzunehmen, müsste eine Gemeinde fünf Prozent ihrer Waldfläche für 20 Jahre stilllegen, das Gebiet könne in mehrere Teilflächen unterteilt werden: „Gerade auf mageren Standorten, die ohnehin weniger für die Bewirtschaftung geeignet sind, gibt es eine große Artenvielfalt“, betonte Roth, der das attraktive Förderprogramm in Remchingen gut umsetzbar sehe. Dort steht im Herbst die Erarbeitung des neuen Zehn-Jahres-Plans für den Forst an.
Die Jagd bleibe derweil auch im Bann- und Schonwald erlaubt – und werde gerade im Schonwald umso wichtiger, um gerade die wohlschmeckenden seltenen Arten vor Reh-Verbiss zu schützen, erklärte Zwerenz. Immer häufiger gefragt sind die Revierförsterin und ihr Team bei der Waldpädagogik, wie sie den Gemeinderäten im neuen „Waldklassenzimmer“ des Sperlingshofs erklärte. Fast jede Woche gebe es einen Termin mit Kindergärten oder Schulen aus allen Ortsteilen. Deutlich gestiegen sei im vergangenen Jahr auch die private Nachfrage nach Brennholz – der Verkauf von gespaltenem Sterholz verdreifachte sich auf 160 Festmeter. Insgesamt verkaufte die Gemeinde 1 000 Festmeter Brennholz – bei einem Gesamteinschlag von insgesamt 4 000 Festmetern pro Jahr inklusive Bauholz müsse aber kein Bürger eine Knappheit befürchten.
jza

Mitten hinein in den Bannwald im „Bärengrund“ nahmen Revierförsterin Sarah Zwerenz und Forstamtsleiter Andreas Roth (Zweite und Dritter von rechts) den Remchinger Gemeinderat bei der Waldbegehung. Foto: Zachmann