28. September 2021

Jeder Fünfte darf ein zweites Mal seine Wahl-Kreuzchen setzten

Ehrenamtliche führen im Nöttinger Wahllokal Umfrage für ZDF-Prognose durch


Ein Stimmzettel, zwei Stimmen, eine Urne – so lief am Sonntag die Bundestagswahl in den meisten von zehntausenden deutschen Wahllokalen ab. Anders in Nöttingen: Nach dem Urnengang warteten dort Silke Kersten-Drapa und ihr Mann Michael Drapa auf die Wählerinnen und Wähler, drückten jeder und jedem Fünften von ihnen einen weiteren Zettel in die Hand und baten um erneute Kreuzchen.

Die beiden Ehrenamtlichen aus Ellmendingen kamen im Auftrag der Forschungsgruppe Wahlen e.V. nach Nöttingen, um für die Abendprognose des ZDF repräsentative Stichproben zu erheben. Denn wenn das Millionenpublikum Punkt 18 Uhr gespannt auf den Fernseher blickt, geht die Auszählung der eigentlichen Stimmzettel erst richtig los – die an zufällig ausgewählten Orten erhobenen Stichproben geben aber dann schon einen wertvollen Trend.

 „Bei der Landtagswahl waren wir in Karlsruhe im Einsatz und unsere Prognose hat aufs Zehntel genau mit dem Ergebnis übereingestimmt“, freut sich Michael Drapa – wohlwissend, dass es von Wahllokal zu Wahllokal deutliche Unterschiede geben kann, weshalb zahlreiche Teams in der Bundesrepublik im Einsatz sind, „Einmal waren wir sogar mit einem anderen Fernsehsender am gleichen Ort“, erinnern sich die beiden, die seit gut zehn Jahren bei großen Wahlen in der Region im Einsatz sind.

Noch mehr als beispielweise die Gruppe derer, die eine freiwillige zweite Stimmabgabe ablehnen, könnte der Corona-bedingt hohe Briefwahlanteil – in Nöttingen haben von 1 847 Wahlberechtigten 769 per Brief gewählt – die Prognose beeinflussen. Zwar haben die Meinungsforschungsinstitute durch Erfahrungen und andere Befragungen Korrekturmöglichkeiten – sicher wissen, was die Briefwähler angekreuzt haben, können sie jedoch erst am Abend bei der Auszählung.

Dazu gehören auch die Stimmen der beiden Ellmendinger, die ja selbst nicht in ihr Wahllokal konnten. „Wer nicht wählen geht, darf nicht rummotzen – und ich motze sehr gerne“, gibt Drapa zu, auch wenn er sich das nicht anmerken lässt. So auch nicht, als er vor Jahren in Gaggenau für die Umfrage in glühender Hitze im Freien stand oder als andernorts beim Stimmenzählen, das er ebenso mitverfolgen muss, ein Zettel durchflutschte und alles nochmal von vorne gezählt werden musste: Dafür sei der Dienst äußerst interessant und kurzweilig dank der vielfältigen Begegnungen.

Neben der Erst- und Zweitstimme fragte die Prognose dieses Mal auch nach Geschlecht, Altersgruppe, Schulabschluss, Konfession, der Regelmäßigkeit des Kirchgangs und der Stimme bei der letzten Wahl, um unterschiedliche Rückschlüsse treffen zu können. Alle zwei bis drei Stunden zählt das Team die ZDF-Urne aus und gibt eine telefonische Rückmeldung zur Zentrale. Dass fast alle Befragten bereitwillig ein zweites Mal zum Stift greifen, liegt neben dem eigenen Interesse an einer treffsicheren Prognose sicher an der sympathischen Art, die die Verwaltungsmitarbeiterin eines Pflegeheims und der Briefträger an den Tag legen, bevor sie die Tür nach draußen öffnen.

Nicolas Probst müssen sie leider eine Absage erteilen – er würde gerne an der Umfrage mitmachen, darf aber nicht, weil er eben nicht „der Fünfte“ in der Reihe ist. Die Statistik muss stimmen. Umso gespannter blickt er dem Ergebnis entgegen: „Heute Abend wird es richtig knapp – und die Entscheidung, wer oder welche Koalition zukünftig reagieren wird, wird bestimmt noch dauern.“ Mit einer umso höheren Wahlbeteiligung rechnet der 30-Jährige.

Die Ruhe vor dem Ansturm auf die Kabinen, den es erfahrungsgemäß nach der Kirche oder dem Mittagessen gibt, nutzten am frühen Morgen Daniel und Sandra Bross. „Wählen zu gehen ist wichtig. Es ist zwar freiwillig, aber doch eine Art Bürgerpflicht, eine Chance, die man nutzen sollte“, unterstreicht Gretel Urbitsch und lobt die Organisation vor Ort und die zuvorkommenden Wahlhelfer: Neben Desinfektionsmittel, Spuckschutz und einer Box voll gereinigter Kugelschreiber darf bei Manuel Oswald, Christian Wallisch und den Rathausmitarbeitern Elena Angermann und Markus Becker auch unter der Maske der sympathische Blick oder ein freundliches Wort nicht fehlen.

Eine Besonderheit gab es auch im Remchinger Teilort Singen, wo ein Wahlbezirk für die repräsentative Wahlstatistik ausgewählt wurde. Auf den Stimmzetteln der Wahlberechtigten waren deren Geschlecht und Altersgruppe durch Buchstaben vermerkt. Nach der eigentlichen Auszählung leitet die Gemeinde diese Stimmzettel zu Wochenbeginn per Kurier an das Statistische Bundesamt weiter.

jza

Nach der Wahl ist vor der Befragung: Jedem Fünften drückten Silke Kersten-Drapa (von links) und Michael Drapa im Nöttinger Wahllokal einen weiteren Zettel für die ZDF-Prognose in die Hand, so auch Daniel Bross, begleitet von seiner Frau Sandra und dem gemeinsamen Sohn. Foto: Zachmann

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