Sieben Hausbrauereien, fünf Bands und tausende Besucher bei erster Remchinger „Bierkultur“
Ums Bier brauchten sich die Besucher auf Remchingens Neuer Ortsmitte am Wochenende ebenso wenig zu sorgen wie um die Live-Musik: Gleich sieben regionale Hausbrauereien aus der Region lockten mit selbst produziertem Gerstensaft, während fünf Bands für Stimmung auf der Außenbühne der Kulturhalle sorgten.
Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon, Kämmerer Gerd Kunzmann und das Team um Kulturhallenleiter Paul Taube landeten mit ihrer Idee einen vollen Erfolg: Kaum hatte Prayon am Freitagnachmittag nach Dienstschluss im Rathaus mit sieben gezielten Schlägen das erste Fass angestochen, standen die Zapfhähne an den locker verteilten Bierwagen mitunter kaum mehr still. So lockte das erste Remchinger „Bierkultur“-Festival an drei Tagen jeweils um die tausend Besucher auf den Rathausplatz.
„Klasse, dass so etwas mal auf dem Dorf geboten wird, bei top Wetter und bester Gemeinschaft. Das könnte es öfter geben“, freute sich am Freitagabend Henrik Gauss aus Kleinsteinbach und prostete seinen Remchinger Freunden mit einem kühlen Naturtrüben zu, „Hier ist es noch entspannter als auf den großen Bierbörsen in der Stadt, man hat kurze Wege und Bier aus regionaler Erzeugung.“
Aufatmen nach zwei von der Pandemie geprägten Jahren konnten auch die sieben Brauereien – das Remchinger Brauhaus 2.0, Gamerbräu aus Stutensee, die Neuhausener Brauwerkstatt Hamberger, Vogel Hausbräu aus Karlsruhe, das Pforzheimer Brauhaus, Häselbräu aus Straubenhardt und Adler-Bräu aus Wiernsheim: „Corona hat es uns allen schon schwer gemacht“, verdeutlichte Doris Minners (Vogel Hausbräu) mit Blick auf lange Schließzeiten und den jetzigen Personalmangel im Bereich der Servicekräfte, „Und wir wissen nicht, was noch kommt.“
Umso mehr freuten sie sich über die wiedergewonnenen Möglichkeiten – und einen starken Außer-Haus-Verkauf. Zwar ist der Bierkonsum des Durchschnittsdeutschen leicht rückläufig, doch dies betreffe vor allem das Bier aus dem Supermarkt, verdeutlichte Braumeister Jochen Martin (Brauhaus 2.0): „Wir Hausbrauereien laufen gegen den Trend und spüren, dass es immer mehr um den Genuss geht.“
So gebe es alleine in Deutschland mittlerweile 5.000 unterschiedliche Biersorten, allesamt gebraut aus Wasser, Hopfen, Malz und Hefe, manche über das Reinheitsgebot hinaus verfeinert mit Gewürzen: „Diese Vielfalt ist immer wieder faszinierend und es gilt sie zu erhalten.“ Er freute sich über den Zusammenhalt untereinander und das gegenseitige Aushelfen mit Equipment. Örtliche Metzgereien und Vereine kümmerten sich derweil um die Bewirtung.
Neben der Brettener Band Powerbeat und der Karlsruher Sean Tracy Band sorgten der Kelterner Gitarrist Volker „Chessy“ Czesnat, die Ballroomshakers und die B12-Coverband für Stimmung. Während das Pforzheimer Brauhaus lokal gebrautes Amerikanisches Weizenbier und „New England IPA“ mit im Gepäck hatte, war bei Walther Schmidt vor allem der süffige „Rote Baron“ mit Zitrusnote gefragt. Der Straubenhardter Motorradmechaniker hatte vor vier Jahren mit Häselbräu sein Hobby zum Nebenberuf gemacht.
Auf die Frage, welches Bier denn nun am besten schmecke, antwortete Besucher Gunther Höpfinger: „Es kommt gar nicht so drauf an, wer aus der Region es gebraut hat, sondern dass das Fest gelungen ist.“ Zwar suchte Martin Walch vergebens nach Probiergläsern, um alle angebotenen Sorten kosten zu können, fand dann aber seine eigene Lösung: Er kam einfach am Sonntag noch einmal, als der Remchinger Musikverein zum Frühschoppen lud und die Diakonie mit Kaffee und Kuchen verwöhnte.
jza.