Neue Sonderausstellung zeigt Veränderungen der Region in den Jahren 1450 bis 1550
Wer die heutige Zeit als schnelllebig empfindet, hat das Ende des Mittelalters noch nicht erlebt: Wie die Zeit von 1450 bis 1550 die südwestdeutsche Geschichte und ihre Gesichter geprägt hat, verdeutlicht die neue Sonderausstellung im Römermuseum Remchingen. Vier Jahre lang – insbesondere verzögert durch die Pandemie – hat das ehrenamtliche Team um den überaus rührigen Museumsleiter Jeff Klotz recherchiert und konzipiert, aber auch getüftelt, gebaut und gestaltet und aus den Räumlichkeiten am Fuße des Niemandsbergs ein komplett neues Erlebnis für die ganze Familie gemacht.
Die Sonderausstellung „Zeitenwende“ blickt auf die gesellschaftliche Revolution, in der nichtadelige Personen wie Johannes Reuchlin, Philipp Melanchthon oder Johannes Kepler – allesamt mit Wurzeln in der Region – plötzlich hohe Positionen erlangten. „Bewusst betrachten wir die Personen dabei nicht als Solisten, sondern eingebettet in den Kontext und stellen die Frage: Was musste eine Stadt wie Pforzheim erbringen, damit solche Aufstiegschancen möglich waren?“, erklärt Jeff Klotz und denkt dabei unter anderem an die Schlosskirche, das Schloss oder die Lateinschule von Pforzheim. Auch die Reformation hat ihren festen Platz in der Ausstellung, zu deren Exponaten Originalschriften von Martin Luther aus den Jahren 1522 und 1533 gehören – ebenso wie ein Exemplar der ersten gedruckten Lutherbibeln oder Schriften von Johannes Heynlin, geboren in Stein.
Die Reformation zeigt sich nicht nur im theologischen Kontext, sondern auch im noch bis heute spürbaren gesellschaftlichen Aufbruch, in dem die führenden Eliten versagen, Ritterschaften und die über lange Zeit eine Kirche zerbrechen und sich vieles innerhalb einer Generation verändert. Präsentationen auf Monitoren machen den Rundgang nach einer Führung ebenso kurzweilig wie eine digitale Rekonstruktion des Hirsauer Jagdschlosses. „Man muss immer etwas Neues bieten, sonst kommt keiner ein zweites oder drittes Mal“, beschreibt Klotz die Motivation des Museumsteams, das nun schon die zwölfte Ausstellung zeigt, und lobt neben vielen Helfern insbesondere das Engagement von Edgar Kunzmann, Monika und Peter Foemer, Helene Schwarz, Thomas Böhler, Claus Lindner und Frank Heinrich, die bis kurz vor der Eröffnung and er Ausstellung gearbeitet haben und diese noch weiter ergänzen werden. Auch Julia Wieland gehörte am Donnerstagabend wenige Tage vor ihrem Amtsantritt als Bürgermeisterin zu den ersten beeindruckten Besuchern.
Das Remchinger Römermuseum samt Museumscafé hat künftig jeden Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen unter der Woche sind auf Anfrage möglich.
jza