Streit um Ballspiel in Darmsbach beschäftigt jetzt auch Gemeinderat / Bolzplatz-Alternative an Ortsteilverbindungsstraße?
Für emotionale Diskussionen und eine überraschende Wende hat ein Thema der jüngsten Gemeinderatssitzung in Remchingen gesorgt: der Streit um das Ballspielen in der Darmsbacher Ortsmitte. Wie berichtet hatte die Gemeinde vor zwei Wochen mit Schildern das Ballspielen nach 18 Uhr sowie für Kinder über acht Jahre verboten und außerdem die Benutzung von Lederbällen untersagt.
Vor dem Hintergrund der Diskussionen ließ Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) direkt am Freitag die Schilder wieder abhängen: „Die Mehrheit der Darmsbacher, die am Donnerstagabend da waren, waren gegen das Verbot. Deshalb nehme ich meine Entscheidung zurück“, begründete Wieland auf Nachfrage, „Wir werden die Thematik eines alternativen Bolzplatzes nun sehr forciert angehen, um möglichst eine Lösung zu finden.“ Mindestens bis dahin solle es keine weiteren Einschränkungen an der Ortsmitte geben.
Wie kam es dazu? Hintergrund der aufgestellten Schilder waren regelmäßige Beschwerden über Lärm samt Unterschriftensammlung von 20 Anwohnern sowie ein Vor-Ort-Termin von Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) mit Anwohnern, Eltern und Mitgliedern des Bürgervereins im Herbst. „Die Schilder sorgen nach wie vor für Unverständnis und werden als Grundlage genommen, spielende Kinder einzuschüchtern und mit der Polizei zu drohen“, stellte in der Ratssitzung am Donnerstagabend Familienvater René Schneider im Namen einer „großen Gruppe an Eltern“ in der Bürgerfragerunde fest.
Insbesondere störe man sich daran, dass die Gemeinde die Schilder aufgestellt habe, bevor sie den als Alternative ausgeschilderten Bolzplatz unterhalb des Ortsteils entsprechend verbessern konnte: „Das ist ein sumpfiger, matschiger und nicht gemähter Bolzacker.“ Schneider fragte, welche Grundlage das Vorgehen in einer kinderfreundlichen Kommune rechtfertige und ob der Gemeinderat zugestimmt habe. „Am liebsten hätte ich mich gar nicht eingemischt“, verdeutlichte Wieland und betonte, dass die Schilder als Kompromiss gut gemeint gewesen seien. Gleichzeitig verwies sie auf die damalige Formulierung, dass der Bolzplatz, der sich auf einer Ausgleichsfläche befindet, im Laufe des Frühjahrs hergerichtet werden sollte – und auf die erforderliche Abstimmung mit dem Umweltamt. Die gegenseitige Rücksichtnahme sei wichtig, aber wenn jemand Kinder bedrohe, sei das alarmierend und man müsse dem nachgehen, betonte die Bürgermeisterin.
Wieland sagte, sie habe die Angelegenheit zum Geschäft der laufenden Verwaltung gemacht, um den Rat zu schützen und die Angelegenheit nicht zum Wahlkampfthema zu machen. Felix Casper (CDU), der gemäß Tagesordnung erst am Ende der Sitzung Stellung beziehen konnte, entgegnete: „Wir als Gemeinderat wissen uns selbst zu beschützen und sind dazu gewählt, die Probleme der Bürger zu lösen.“ Man hätte den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen dürfen und erst den Bolzplatz herrichten müssen. „Jede Arbeitsstunde dort macht keinen Sinn, außer zum Abbauen der Tore“, erklärte Thomas Walch (CDU) und schlug vor, zu prüfen, ob auf einem gemeindeeigenen Plateau an der Ortsteilverbindungsstraße kurz vor dem Brückendurchgang nach Nöttingen ein eingezäunter Gummiplatz eingerichtet werden könnte.
Der Vorschlag, den auch Wolfgang Oechsle (Bürgerliste) unterstützte, fand Beifall bei den anwesenden Eltern. „Ich finde es sehr, sehr bemerkenswert, neben einen Kindergarten zu ziehen und sich dann über Lärm zu beschweren“, erklärte Christian Roser (CDU) und fragte: „Wäre es nicht sinnvoller, diesen Quatsch wieder abzuhängen?“
„Ich werde das nicht beantworten, sondern als Statement verstehen“, erklärte Wieland und bekam Unterstützung von Ute Praefcke (Bürgerliste). Im Falle tatsächlicher Drohungen müsse man sich an die Polizei wenden, aber sie wolle auch eine Lanze brechen für die Verwaltung und „für all diejenigen, die sagen, dass es dort extrem laut ist“, egal ob die Beschwerdeführer neu zugezogen sind oder schon länger dort wohnen.
jza