Nasses Frühjahr sorgte vielerorts für verspätete Pflanzung / Kartoffelkeller leergefegt
Sie steckt in den Startlöchern, auch wenn sie in diesem Jahr hier und da etwas länger auf sich warten lässt als sonst: die Frühkartoffel aus dem Enzkreis. „Deutschlandweit ist die Entwicklung der Kartoffelbestände unterschiedlicher denn je“, stellte Heiko Höllmüller vom Kartoffelberatungsdienst Heilbronn bei der Felderbegehung in Remchingen fest, „Während in manchen Regionen die späten Sorten noch gepflanzt werden, laufen in Südbaden, im Heilbronner Unterland und der Pfalz schon die Abreife, Ernte und Vermarktung.“ Dies liege allen voran am Wetter: Aufgrund der langanhaltenden Frühjahrsniederschläge waren viele Äcker lange Zeit nicht befahrbar. Auch wenn sich viele Anbauer über die fürs Wachstum wichtigen Niederschläge gefreut haben, sind die Böden durch die vergangenen heißen Sonnentage stellenweise schon wieder so trocken, dass sich die Kartoffelbauern möglicherweise Gedanken über eine Bewässerung machen müssen.
Gleichzeitig hat das feucht-warme Wetter den Krautfäule-Druck enorm erhöht, stellte der Anbauberater fest: „In diesem Jahr und gerade bei Frühkartoffeln unter Folie ist besondere Vorsicht geboten, um ein böses Erwachsen zu vermeiden.“ Hat sich der Pilz einmal im Feld ausgebreitet, ist er nur schwer zu stoppen. Neben der entsprechenden Vorfrucht sei ein durchdachter chemischer Pflanzenschutz geboten. Den Fungizid-Einsatz zum Krankheitsschutz der Knollen können die Kartoffelbauern durch den regelmäßigen Blick aufs Feld und Wetter, durch den Beratungsdienst aber auch durch das vom Land Baden-Württemberg zur Verfügung gestellte computergestützte Prognosesystem ISIP so gering wie möglich halten.
Während die nasse Witterung auch die mechanische Unkraut-Kontrolle durch Hacken und Häufeln vor so manche Herausforderung gestellt hat, seien Schnecken in diesem Jahr auch im Hausgarten ein Thema. Wäre die Kartoffelkeller der Vorjahresernte so gut wie leer seien, sei auch das internationale Angebot an Frühkartoffeln in diesem Jahr relativ knapp, so Höllmüller, der damit mit einem guten regionalen Frühkartoffelmarkt rechnet. „Angesichts des Produktionsaufwands können und müssen bei den Frühkartoffeln im Hofverkauf zwei Euro pro Kilo gut stehen.“ Wie sich der Markt um die späten Sorten entwickle, sei von vielen Faktoren abhängig und momentan noch Kaffeesatzleserei. Gemeinsam mit Sachgebietsleiter Michael Mauer vom Landwirtschaftsamt Enzkreis machten sich einige Kartoffelbauern aus der Region in Remchingen ein Bild vom Stand auf den Feldern und diskutierten aktuelle Fragestellungen.
jza