Heiteres Ballspiel bringt Verbot und heftige Diskussionen ins Rollen

Darf Remchingen als „Kinderfreundliche Kommune“ das Ballspielen auf einem öffentlichen Platz teilweise verbieten, um Anwohner vor Lärmbelästigungen zu schützen? Aktuell sorgt diese Frage für große Diskussionen im kleinsten Ortsteil der Gemeinde. Die Darmsbacher Ortsmitte, der Vorplatz des Bürgervereins samt Spielplatz, hat sich zu einem beliebten Treffpunkt für Familien, Kinder und Jugendliche entwickelt. Dieser lädt nicht nur zum Verweilen ein, sondern auch zum heiteren Ballspiel – zum Leid mancher Anwohner, die sich über Ruhestörung beschweren, wenn die Bälle auf Garagentore und Mauern treffen oder über fremde Zäune fliegen. Nachdem sich die Unstimmigkeiten immer weiter aufgeschaukelt hatten – Anwohner wandten sich neben Anrufen und Mails mit 20 Unterschriften und der Androhung von Anzeigen ans Rathaus – nahm sich das örtliche Ordnungsamt der Sache an.

Bereits im vergangenen Oktober hatte die Gemeinde das Ballspielen auf dem Vorplatz testweise kurzzeitig verboten. Eine provisorische Beschilderung hielt sich jedoch nur wenige Tage. Danach hatte Bürgermeisterin Julia Wieland sowohl Kinder und ihre Eltern als auch Anwohner zum gemeinsamen Dialog vor Ort eingeladen. „Als Kinderfreundliche Kommune wollen wir natürlich, dass die Kinder und Jugendlichen genug Raum zum Spielen haben. Gleichzeitig ist es mir wichtig, dass sich alle Altersgruppen in unserer Gemeinde wohlfühlen. Da kommt es einfach auf die gegenseitige Rücksichtnahme an“, erklärte Wieland auf Nachfrage. Die Situation sei ein Stressfaktor, einerseits für Kinder, denen Anwohner mit der Polizei drohen, aber auch für Anwohner, die etwa selbst kleine Kinder hätten. Das Spielen auf dem Vorplatz wolle sie nicht einfach komplett verbieten, deshalb habe man eine gemeinsame Lösung gefunden und diese nun umgesetzt, so Wieland: Seit wenigen Tagen hängen neue Schilder am Platz, die das Ballspielen nun von 18 bis 9 Uhr verbieten. Tagsüber ist es wieder erlaubt – für Kinder bis zum Alter von acht Jahren. Komplett verboten sind Lederbälle, Tischtennis darf nur mit Tischtennisbällen gespielt werden und die Sonntagsruhe sei zu berücksichtigen. Alternativ verweist die Gemeinde auf den rund 250 Meter entfernt liegenden Bolzplatz unterhalb des Ortsteils.

Doch die Schilder, die eigentlich die Wogen glätten sollten, sorgen nun weiter für Unmut – sowohl in den Sozialen Netzwerken, als auch vor Ort. Täglich gebe es Auseinandersetzungen zwischen Kindern und Anwohnern, berichtet Silke Stadlinger. „Pünktlich zu den Faschingsferien haben die Schilder unseren Kindern die Freude genommen. Dabei haben dort schon viele Generationen gerne Ball gespielt, bis sich nun neue Anwohner daran stören“, stellt die Darmsbacherin fest, „Dass unsere Kinder hier eine behütete Ortsmitte haben, ist doch gerade der Vorteil von Darmsbach.“ Mit den neuen Schildern sehe sie den im Herbst erarbeiteten Kompromissvorschlag nicht verwirklicht: Dass sie nun andere Bälle kaufen solle, sei das eine. Vor allem aber sei der angebotene Bolzplatz außerorts keineswegs bespielbar, sondern im hohen Gras übersät von Maulwurfshügeln.

Die Gemeinde sei an einer Lösung dran, reagierte Wieland: Man wolle, sobald es die Befahrbarkeit im Frühjahr zulasse, den Platz abziehen, mähen und die Möglichkeit eines niedrigen Zauns prüfen – behutsam mit Blick zur Umweltbehörde, schließlich handle es sich um eine Ausgleichsfläche. Gemeinderat Felix Casper (CDU), der sich mit einem Statement an die Presse wandte, sieht die Lösung vielmehr in der Ortsmitte: „Wenn wir wollen, dass unsere Kinder nicht den ganzen Tag hinter dem Computer oder Smartphone sitzen, müssen wir ihnen auch die Möglichkeit geben, im Ort zu toben und zu spielen.“ Er wolle das Thema schnellstmöglich auf den Ratstisch bringen: „Da darf es keine Alleingänge geben, das muss grundlegend ordentlich diskutiert werden.“

jza