Acht neue Gesichter im Remchinger Gemeinderat
Ein kräftiges Stühlerücken gibt es im Herbst im Remchinger Gemeinderat: Mit acht neuen Gesichtern im 22-köpfigen Gremium wird gut jeder dritte Platz neu besetzt. Der Wechsel ergibt sich durch vier Mitglieder, die nicht mehr kandidierten, aber auch ebenso viele, die den erneuten Sprung ins Gremium verpassten.
Viel Jubel gab es am Montagabend in der Remchinger Kulturhalle insbesondere bei der Freien Wählervereinigung um Stimmenkönig Sascha Rebmann. Seine Fraktion geht mit sechs und damit zwei Sitzen mehr aus der Wahl – Enttäuschung und geknickte Blicke gab es derweil bei den Grünen, die sich von vier auf zwei halbieren müssen. Mit weiterhin acht Sitzen bleibt die CDU stärkste Fraktion. Ebenso wie die SPD konnte die Bürgerliste ihre drei Sitze halten – letztere dank knappem Vorsprung vor den Grünen.
Obwohl die Wahlhelfer bereits am frühen Nachmittag alle Stimmen ausgezählt hatten, machte es Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) bis zuletzt spannend. Vor der offiziellen Bekanntgabe um 17 Uhr veröffentlichte die Gemeinde nichts im Internet: „Trotz zahlreicher Nachfragen und so manchem bösen Kommentar in den Sozialen Medien – aber dann könnten wir die Veranstaltung ja gleich lassen“, stellte Wieland fest. Sie bedankte sich bei allen 107 Kandidaten, den Wahlhelfern und den Bürgern für eine Wahlbeteiligung von 67 Prozent.
„Ich bin glücklich, dass wir unsere acht Sitze halten und ich die Fraktion so übergeben kann, wie ich sie übernommen habe“, freute sich Thomas Walch (CDU), der selbst nicht mehr antrat. Während Christian Wallisch die Wiederwahl knapp verpasste, ziehen Birgit Gay, Maria Scrofan und Raphael Blattner für die CDU neu ins Gremium. „Das Ergebnis der Europawahl spiegelt sich im Kleinen wider. Und auch, dass eine Verjüngung gewollt ist“, stellte der 30-Jährige Blattner fest. Positiv überrascht vom Einzug war Birgit Gay: „Ich habe gar nicht viel gemacht, sondern bin einfach geblieben wie ich bin, ohne mich zu verbiegen.“
Unter den neuen FWV-Räten bringt die 27-Jährige Justine Leonhardt jungen Wind ins Gremium, die ebenso wie Timo Grund und Alexander Schwenk dazu kam. Die Unabhängigkeit der Fraktion habe sicher zum Erfolg beigetragen, auch mit Blick auf andere Kommunen, erklärten Martin Rothweiler und Sascha Rebmann.
Dass die Grünen dagegen zwei Sitze und ihre Räte Till Siegenthaler und Dieter Braun verlieren, sorgte für Enttäuschung: „Wir gehen raus wie gerupfte Hühner, da hat sicherlich der Bundestrend mit reingespielt“, vermutete Klaus Fingerhut.
Dass die SPD der bundesweiten Klatsche entgegenhalten konnte, freute Andreas Beier: „Wir werden weiter daran arbeiten“, stellte er zusammen mit dem neuen Rat Tomislav Glavas fest, „Dabei freue ich mich auf die junge Unterstützung der anderen Fraktionen und darüber, dass es mit vier Ratskolleginnen einen leicht höheren Frauenanteil gibt.“
Für eine Überraschung sorgte derweil die Bürgerliste mit dem zweiten Comeback von Altgemeinderat Lorenz Praefcke: Der Allgemeinmediziner, der 2011 und 2021 auf eigenen Wunsch den Ratstisch verlassen hatte, kehrt mit 85 Jahren zurück – neben seiner Tochter Ute und Altbürgermeister Wolfgang Oechsle, dafür ohne BL-Rat Lothar Scheurer. Die persönlichen Umstände hätten sich gebessert und die Sorge um die ländliche medizinische Versorgung habe ihn umgetrieben, erklärte Praefcke und versicherte auf Nachfrage: „Ich werde das Amt annehmen – sonst hätte ich mich nicht aufstellen lassen.“
jza
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