Bekommt Nöttingen einen eigenen Lebensmittelmarkt?
Die Wege zu den örtlichen Metzgereien, zum Bäcker und Bio-Hofladen sind kurz, doch für größere Einkäufe müssen die Nöttinger auf umliegende Orte ausweichen, während es in Wilferdingen vier und in Singen einen Lebensmittelmarkt gibt. Möglicherweise könnte sich das bald ändern: Sowohl der Anbieter Netto als auch Norma präsentierten in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend konkrete Pläne zur Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes am Standort „Brunnwasen“ am südlichen Ortseingang an der Kreuzung der Ortsdurchfahrt mit der Trasse der neuen Ortsteilverbindungsstraße. Das landwirtschaftlich genutzte Gelände befindet sich in Privathand – in ersten Gesprächen hätten sich die Besitzer jedoch grundsätzlich bereit erklärt, zu veräußern, erklärte Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) auf Nachfrage. Aus gutachterlicher Sicht hatte die Firma Imakomm im Rahmen einer raumordnerischen und städtebaulichen Auswirkungsanalyse mit Einbezug des geplanten Neubaugebiets Schleichert/Attichäcker grünes Licht gegeben.
Netto sei bereits seit 2010 auf der Suche nach einer passenden Fläche, erklärte Projektierer Joachim Winter. Unter anderem habe er sich mit dem anderen Ortseingang beschäftigt, wo nun das Feuerwehrhaus entstehen soll. Er könne sich an der Ortsteilverbindung auf einer Gesamtfläche von 5.300 Quadratmetern einen „discountierenden Supermarkt“ mit einer Verkaufsfläche von 1.000 Quadratmetern und 67 Parkplätzen vorstellen. Die Öffnungszeiten wären 7 bis 21 Uhr. Die Gemeinde könne entscheiden, ob ein Bäckereicafé integriert werden solle und ob der Baukörper als Solitär in ökologischer Bauweise oder zweigeschossig in hybrider Bauweise entstehen solle.
Einen Norma gibt es bereits seit 1986 am Eingang der Hauptstraße in Wilferdingen, wie Niederlassungsleiter Frank Baderschneider und Expansionsleiter Frank Babendererde unterstrichen. Der kleine Laden mit 200 Quadratmetern und vier Parkplätzen sei jedoch aus der Zeit geraten und zunehmend unwirtschaftlich. Daher würde Norma spätestens mit einem Neubau in Nöttingen in Wilferdingen schließen. Vorgesehen ist auf einer Gesamtfläche von 6.500 Quadratmetern inklusive Bushaltstelle und 89 Parkplätzen ein Discounter mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern, die später auf 1.100 erweitert werden könne, wahlweise mit Bäckereicafé und wahlweise als mehrgeschossiger Bau mit Wohnflächen.
Nicht bei allen Gemeinderäten stießen die Entwürfe auf Applaus. Während Andreas Beier (SPD), Ute Praefcke (Bürgerliste) und Hans Zachmann (CDU) die angepriesene Regionalität vieler Waren hinterfragten, sahen beide Anbieter den Markt nicht in Konkurrenz, sondern Ergänzung mit den örtlichen handwerklichen Anbietern. Martin Rothweiler (FWV) war verwundert, dass ein anderes Gutachten vor wenigen Jahren noch eine Überdeckung der Gemeinde von Discountern ergab und erinnerte an die ausstehende innerörtliche Entwicklung. Auch der Hochwasserschutz, eine Krötenpopulation, die Notwendigkeit so vieler Parkplätze und alternative Lagen gehörten zur Diskussion. Justine Leonhardt (FWV) fragte, ob im Falle einer Netto-Ansiedlung der von Älteren und Schülern gut frequentierte Wilferdinger Norma bestehen bleibe. „Da schlagen zwei Herzen in unserer Brust. Wir werden, sehen, was passiert“, ließen die Projektierer die Entscheidung offen. Das Gremium entscheidet bei einer kommenden Sitzung über eine Weiterverfolgung mit entsprechenden weiteren Umweltprüfungen.
jza



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