Energieunternehmen JUWI plant Windpark im Remchinger Buchwald
Das rheinhessische Energieunternehmen JUWI plant die Entwicklung eines Windparks in Remchingen im Bereich des Buchwaldes. In dem rund 300 Hektar großen Waldgebiet westlich der Ortsteile Wilferdingen und Singen sollen drei Windenergie-Anlagen errichtet werden. Bei einer Infoveranstaltung in der Kulturhalle am 15. Mai hat das Unternehmen den rund 200 Besucherinnen und Besuchern aus Remchingen und den ebenfalls involvierten Ortsteilen Mutschelbach, Kleinsteinbach und Stupferich das Projekt vorgestellt.
Bürgermeisterin Wieland nimmt Sorgen ernst
Bürgermeisterin Julia Wieland kann die Kritik und Sorgen einiger Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen: „Das Thema Windkraft ist schwierig. Ich wünsche mir deshalb eine Bürgerbeteiligung dazu, um die Meinung der Remchingerinnen und Remchinger realistisch einschätzen zu können. Welche Form der Beteiligung das sein wird, muss der neue Gemeinderat nach der Wahl entscheiden.“ Grundsätzlich seien die Einflussmöglichkeiten der Gemeinde bei dem Projekt der JUWI jedoch sehr eingeschränkt, wie Wieland erklärt. Der Buchwald sei Staatswald und daher nicht im Besitz der Gemeinde. Außerdem sei derzeit geplant, die Erschließung über Pfinztal einzurichten und nicht wie ursprünglich angenommen über Remchinger Gebiet. „Bei der Veranstaltung wurden mehrere Themen angesprochen, die ich gerne weiter prüfen würde, zum Beispiel die Wasserschutzzonen in dem Gebiet und die Flugsicherung. Insgesamt ist das Thema Windkraft aber sehr komplex und man muss sich ausführlich einlesen, dementsprechend bitte ich um Geduld.“
Regionalverband sieht Buchwald als Potentialfläche
Um die Energiewende voranzutreiben, will die Bundesregierung die Nutzung von erneuerbaren Energien ausweiten und zwei Prozent der Landesfläche dafür reservieren. In Baden-Württemberg spielen Regionalverbände eine wichtige Rolle bei der Frage, wie Flächen genutzt werden. Ihre Aufgabe ist es, eine Vorauswahl für mögliche Standorte zu treffen und sie als Vorranggebiete unter anderem für die Windkraft zu reservieren. Dabei werden viele verschiedene Auswahlkriterien berücksichtigt. Der Regionalverband Nordschwarzwald hat das Gebiet im Buchwald als Potentialfläche in seinen Teilregionalplan aufgenommen. Der Beschluss dazu soll im September 2025 fallen. Derzeit ist die Fläche also reserviert, aber noch nicht nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz genehmigt.
Aktueller Stand der Projektplanung
Das ausgewählte Gebiet liegt im Buchwald zwischen den Ortsteilen Wilferdingen, Singen und Mutschelbach. Die Fläche gehört zum Staatswald und würde vom Bewirtschafter ForstBW an die JUWI-Gruppe verpachtet werden. In Planung sind derzeit drei Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 22 Megawatt. Damit ließen sich 18.700 Haushalte versorgen. Angedacht sind Anlagen des Typs Vestas mit einer Höhe von 261 Metern. Der Windpark wäre 900 Meter von Singen, 1.030 Meter von Wilferdingen und 1.270 Meter von Darmsbach entfernt. Derzeit hält JUWI die Erschließung des Standorts aus Richtung Kleinsteinbach über das Bocksbachtal am wahrscheinlichsten. Um den erzeugten Strom in das öffentliche Netz einspeisen zu können, ist eine Kabeltrasse von drei Kilometern Länge nötig, die entlang bestehender (Wald-)Wege in etwa einem Meter Tiefe errichtet würde. Der Netzverknüpfungspunkt hierfür liegt in Kleinsteinbach.
Die Errichtung einer Windkraftanlage stützt sich auf das Bundes-Immissionsschutzgesetz sowie Umwelt- und Artenschutzgesetze. Zum Genehmigungsverfahren gehören daher zahlreiche Untersuchungen möglicher Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Tier- und Pflanzenwelt, die biologische Vielfalt, Fläche, Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaft, etc. Die finale Prüfung erfolgt durch die zuständigen Behörden. Das Unternehmen befindet sich derzeit in der Antragsvorbereitung und lässt dafür einige Prüfungen von externen Gutachtern durchführen, beispielsweise zu Schallimmissionen, Schlagschatten, Auswirkungen auf das Landschaftsbild, Natur- und Artenschutz. Sollte die Genehmigung für das Projekt erfolgen, könnte 2028 mit dem Bau der Anlage begonnen und sie Ende 2028 in Betrieb genommen werden. Nach 25 Jahren Betriebszeit wird der Windpark komplett rückgebaut.
JUWI beteiligt die umliegenden Gemeinden mit 0,2 Cent pro erzeugte Kilowattstunde für eine Laufzeit von 20 Jahren. Die Gemeinde Remchingen würde somit rund 50.000 Euro pro Jahr erhalten.
Über das Unternehmen JUWI
Die JUWI-Gruppe ist seit 30 Jahren Projektentwickler für erneuerbare Energien in Deutschland und international. JUWI ist ein Tochterunternehmen der MVV Energie AG, den Mannheimer Stadtwerken. Zu den Geschäftsfeldern zählen Projekte mit Wind- und Solarenergie sowie Hybridsysteme. JUWI hat seinen Hauptsitz in Wörrstadt bei Mainz. Die Aktivitäten in Baden-Württemberg werden vom Regionalbüro in Stuttgart betreut. Weltweit beschäftigt JUWI rund 1.300 Mitarbeiter, davon ca. 1.000 in Deutschland. Bislang hat das Unternehmen im Windbereich weltweit mehr als 1.250 Windenergie-Anlagen realisiert, davon 330 im Wald. Eines der aktuellsten Projekte in Baden-Württemberg ist der Windpark Junge Donau.
Windanlagen der EnBW sind separates Projekt
Die EnBW hatte bereits im März zur Windenergienutzung entlang der Autobahn A8 an der östlichen Grenze Remchingens informiert. Remchingens Nachbargemeinde Kämpfelbach plant einen Windpark mit drei Anlagen, wovon eine auf Remchinger Gemarkung im Bereich der ehemaligen Deponie Rothenberg aufgestellt werden könnte. Die EnBW hatte in diesem Zuge auch die Möglichkeit vorgestellt, zwei weitere Windräder auf Remchinger Gebiet in Richtung Ranntal zu errichten. Bürgermeisterin Wieland stellt klar: „Dieses Projekt ist unabhängig von den Planungen der JUWI. Das Ergebnis ist hier noch offen. Die Entscheidung über die Windräder der EnBW will ich per Bürgerbeteiligung in die Hände der Remchingerinnen und Remchinger geben.“ Eine Aufzeichnung der Infoveranstaltung im März und die Präsentation der EnBW sind einsehbar unter bit.ly/3JFRHWn.
Die Pressemitteilung der Gemeinde Remchingen vom 21.05.2024
Kommentare und Antworten