Engagierter Allgemeinmediziner scheute keine kritischen Auseinandersetzungen
In Remchingen war er bekannt als unermüdlicher Mediziner, engagierter Vereinsmensch und Gemeinderat – aber auch als einer, der Dinge kritisch hinterfragte und hartnäckig blieb, auch wenn er sich damit nicht bei allen beliebt machte: Bereits am Ostersamstag verstarb Dr. Lorenz Praefcke mit 86 Jahren im Beisein seiner Familie, die daraufhin im engsten Kreis von ihm Abschied genommen hat.
Nach der kriegsbedingten Flucht aus Mecklenburg-Vorpommern ist Lorenz Praefcke in Ostfriesland aufgewachsen. Sein Medizin-Studium führte ihn nach Heidelberg, wo er seine Frau Brigitte kennenlernte. Nach seiner Arbeit in der Pathologie, im Pforzheimer Siloah und im Neuenbürger Krankenhaus erfüllte er sich 1970 mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau den Wunsch einer eigenen Hausarztpraxis – zunächst durch eine Übernahme in der Wilferdinger Albstraße, dann 1976 mit dem Neubau an der Grünewaldstraße – samt Rufbereitschaft und Wochenenddiensten.
Zu Zeiten, als es noch kein Mobiltelefon gab, musste ihn seine Frau sonntags mehrere Male vom Wilferdinger Fußballrasen holen – mitsamt den Kindern Ute, Antje und Hennig, der mittlerweile die Praxis weiterführt. Außerdem engagierte er sich für die Ärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung sowie am Landessozial- und am Landesberufsgericht.
Neben der Zeit mit der Familie mit mittlerweile fünf Enkeln und seiner Passion fürs Fischen, Lesen und die Natur investierte er einen großen Teil seiner Freizeit in die Kommunalpolitik. Elf Jahre lang war Praefcke Gemeinderat der Freien Wählervereinigung, bevor er als deren Stimmenkönig 2011 im Zuge einer nicht-öffentlichen Auseinandersetzung sein Amt niederlegte.
2019 sorgte er mit der neuen Bürgerliste für Umwelt, Transparenz und Fortschritt zusammen mit seiner Tochter Ute und Oechsle für ein Comeback am Ratstisch. Zeitgleich war er Vorstandsmitglied des dazugehörigen Remchinger Bürgervereins und bis zuletzt stellvertretender Vorsitzender der Diakonischen Altenhilfe Remchingen. Diese war bis zu einer mehrfachen Kündigung durch die Gemeinde Träger des Altenpflegeheims.
Für die bis heute nicht durchgeführte Erweiterung des Heims und eine Rücknahme der Kündigung kämpfte Praefcke an der Seite von Oechsle ebenso unermüdlich mit Veröffentlichungen und Unterschriften-Sammlungen wie für eine deutlich kleinere Version des Rathausneubaus, da er eine finanzielle Schieflage der Gemeinde befürchtete.
Die Sache war ihm stets wichtiger als seine Person, weshalb er auch zahlreiche kritische Auseinandersetzungen in Kauf nahm. 2021 verließ er auf eigenen Wunsch einmal mehr den Ratstisch, entschied sich dann aber 2024 für eine erneute Kandidatur. Er wurde prompt wiedergewählt. Das Amt nahm er jedoch nicht an, was für einen Eklat im Rat sorgte, bevor er den Nichtantritt mit anhaltender Krankheit begründete. Praefcke engagierte sich darüber hinaus im Förder- und Trägerverein der Alten Kirche Wilferdingen, im Heimatverein und Partnerschaftsverein und war Mitglied im Fischerverein.
jza
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