Flotte Sprüche und Geselligkeit dürfen beim gemeinsamen Sport nicht fehlen

Eine nach dem anderen trudeln sie ein am Montagnachmittag in den Spiegelsaal des Nöttinger Turnvereins: Manche sind noch gut zu Fuß, andere haben einen Stock dabei, einer schiebt seinen langjährigen Sportsfreund im Rollstuhl herein. Er hat ihn mit dem Auto abgeholt und mitgebracht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der selbst so genannten Nöttinger „Handicap“-Gruppe haben unterschiedliche Krankheitsbilder – Schlaganfall, MS, Parkinson, neurologische Leiden – und doch eint sie eines: Jeden Montag trifft sich die Gruppe aus der ganzen Region in fröhlich-geselliger Runde, um miteinander in Bewegung zu bleiben und gezielte kräftigende Übungen für den Alltag zu lernen.

Es ist der Montag direkt nach der Kommunalwahl, sodass im Stuhlkreis die ersten Ergebnisse genauso heiß diskutiert werden wie die aktuellen Bahnfahrpläne und entsprechende Ausfälle. Bis einer feststellt: „Egal was kommt – wichtig ist, dass unser Norbert dableibt!“ Dieser greift sodann auch zum großen Gummiball, den sich die Teilnehmer zu Beginn zuprellen und sich dabei mit dem Namen begrüßen: „Schon das sorgt für Anstrengung, wenn man den zukommenden Ball fangen und gleichzeitig den Namen des nächsten überlegen muss“, verdeutlicht Norbert Freundt. Das Programm steigert sich immer weiter: Mit leichten Hanteln wird es den Teilnehmern bald warm, dann bewegen sie sich rhythmisch zur Musik, um den Jubiläumstanz für das gemeinsame Fest im Herbst zu üben.

Einige kennen sich schon fast seit Gründung der Rehasport-Gruppe, andere sind vor Kurzem neu dazugekommen. Vor zwanzig Jahren hat Freundt, damals noch voll im Dienst als Sport- und Techniklehrer, die Gruppe ins Leben gerufen. Ein guter Bekannter hatte seinen Sohn bei einem Unfall verloren – und vergeblich nach einem entsprechenden Hilfsangebot gesucht. Auch mit 74 Jahren ist der Ehrenvorsitzende des Turnvereins Nöttingen mit vollem Elan dabei: „Viele sind gekommen und gegangen, mit Besserung oder auch nicht. Für die meisten ist es der größte Erfolg, wenn die Teilnehmer ihren Krankheitsverlauf abmildern und kontinuierlich aktiv im Alltag bleiben können, anstatt sich zurückzuziehen.“ Manche haben für den Rehasport eine Überweisung vom Arzt, andere nehmen als TVN-Mitglieder teil.  

„Jetzt machen wir einen kurzen Hals wie Franz Josef Strauß“, fordert Freundt humorvoll auf und zieht die Schultern hoch, bevor es ans Balldrücken geht: „Das stärkt die Finger, die wir brauchen zum Streichen, zum Geldzählen oder zum Rostbratenschneiden“, blickt er zum früheren Lackierer und dann zum Metzger Adolf Schmollinger, der immer wieder einen flotten Spruch parat hat, auch aus seiner zweiten Leidenschaft, dem Chorsingen: „Lachen ist gesund!“ Mittlerweile vertritt er Freundt als Übungsleiter, wenn dieser mal nicht kann. „Früher habe ich aktiv in der Turnhalle geturnt, heute habe ich den Rücken zusammengeschraubt und Beschwerden in den Füßen“, stellt der 79-Jährige Bruno Siebler fest, „Aber dank der Handicap-Gruppe bleibe ich beweglich.“

jza

Für Spaß an der Bewegung und Koordination sorgt inmitten der Rehasportgruppe des Turnvereins Nöttingen Übungsleiter Norbert Freundt (Dritter von rechts) mit immer wieder neuen Ideen. Foto: Zachmann
Für Spaß an der Bewegung und Koordination sorgt inmitten der Rehasportgruppe des Turnvereins Nöttingen Übungsleiter Norbert Freundt (Zweiter von rechts) mit immer wieder neuen Ideen. Foto: Zachmann
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