„Grüner Gockel“ will zur Bewahrung der Schöpfung beitragen
Ein „Grüner Gockel“ wird künftig nicht das Kreuz auf der Spitze der evangelischen Kreuzkirche in Singen ersetzen – vielmehr soll er Schritt für Schritt gezielt noch mehr Nachhaltigkeit ins Gemeindeleben bringen. „Uns geht es nicht darum, uns mit einer Auszeichnung zu schmücken oder Ökopunkte sammeln, sondern gemeinsam Anreize zu schaffen, um Energie zu sparen und die Umwelt zu schützen“, bringt Anka Troost die Motivation auf den Punkt, mit der sie vor drei Jahren mit einer Handvoll Ehrenamtlichen die Initiative „Grüner Gockel“ aus dem süddeutschen Kirchenraum nach Singen geholt hat.
Dabei können kleine Maßnahmen Großes bewirken, wie ein Blick ins sonst verborgene Dachgeschoss der Kirche zeigt. Unter dem Gebälk hat Troost gemeinsam mit Peter Stähle Nistkästen für Fledermäuse angebracht – und gleichzeitig die Lüftungsöffnungen des Kirchendachs wieder geöffnet. Zum Schutz vor Tauben und Marder hatte man diese vor Jahrzehnten geschlossen. Der Trick: eine einfache Holzkonstruktion verkleinert die Öffnungen nun auf vier Zentimeter – groß genug für das hier heimische Graue Langohr, klein genug, um ungebetene Gäste abzuwehren. Damit sich die Nachtschwärmer wohlfühlen und die Kirche im Sommer als Wochenstube nutzen können, haben die beiden die Fenster am ohnehin ungenutzten Dachgeschoß verdunkelt. „Die Öffnungen an der dunklen Friedhofsseite kommen uns sehr entgegen, ebenso wie die alten Scheunen außenherum, in denen die Fledermäuse vielleicht ein Winterquertier finden“, freut sich Stähle und hofft auf eine Akzeptanz durch die fliegenden Säugetiere. Dazu könne auch eine Abschaltung des Turmstrahlers beitragen, wenngleich dieser auch eine kulturelle Bedeutung hat.
Darüber hinaus konnte die Gruppe einige Initiativen anstoßen und niederschwellige Impulse für ein Umdenken geben: „Dabei geht es nicht nur um die baulichen Einrichtungen der Kirchengemeinde, sondern um alle Gemeindemitglieder, die die Aktionen selbst umsetzen und ins Dorf tragen können“, erklärt Troost, die dabei ihren Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung sieht, „Das ist ein Auftrag an uns Menschen und da gibt es für uns alle viel zu tun.“ So konnten interessierte Besucher bei einem Grillmittag samt vegetarischen und veganen Angeboten selbst ihren ökologischen Fußabdruck bestimmen, während das Stadtradeln und die Aktion „Singen läuft“ für den mehrwöchigen bewussten Verzicht aufs Auto motivierten.
Im Pfarrgarten steht bereits ein Bienenhotel, umgeben von insektenfreundlichen Pflanzen samt „Käferkellern“. Außerdem hat die Kirchengemeinde die Umrüstung der Gasheizung, die mehrere Tage Vorlauf braucht, um das hohe Gemäuer zu heizen, vorangetrieben: Energiesparende Bankheizungen sollen künftig dezentral die Wärme nah zu den Besuchern bringen – und sich durch die eingesparte Energie bezahlt machen. Eine Umrüstung ist für diesen Winter geplant. Im Zuge der Fusion Anfang Januar will das Team des „Grünen Gockels“ Impulse auch zu den beiden anderen evangelischen Kirchengemeinden bringen und freut sich über weitere Ehrenamtliche.
jza


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