Hoffnung auf barrierefreien Remchinger Bahnhof wird konkreter
Seit Jahrzehnten wünscht sich Remchingen einen barrierefreien Bahnhof und hatte wie berichtet immer wieder neue Anläufe unternommen – beispielsweise 2013, als der Gemeinderat eine halbe Million Euro für die Beteiligung an einer Umgestaltung in den Haushalt eingestellt hatte.
2018 hatte die Gemeinde nach zähen Verhandlungen mit der Bahn einen eigenen Planer beauftragt und erwogen, das Millionenprojekt selbst anzugehen, die Entwürfe aber nicht weiterverfolgt. Seit vergangenem Jahr zeichnet sich nun ein immer konkreterer Fahrplan ab, der Hoffnung auf eine Umsetzung bis Ende 2030 macht.
Dies bekräftigte am Donnerstagabend DB-Projektleiterin Laura Gasparoni, die dem Gemeinderat zusammen mit Planer Matthias Klein und Martin Büchle vom Bahnhofsmanagement Karlsruhe die Planungen erläuterte.
Bisher scheiterte die Barrierefreiheit insbesondere daran, dass der Mittelbahnsteig nicht breit genug ist, um einen Aufzug zu installieren. Eine historische Chance bietet der bundesweite Netzausbau, bei dem die Bahn in Remchingen ein 740 Meter langes Überhol- und Abstellgleis als neuen Standard im künftigen Güterzugverkehr schaffen wird.
„Dabei werden die komplette Gleisanlage und die Oberleitungen neugestaltet, kein Stein bleibt auf dem anderen“, verdeutlichte Klein, der selbst in Singen wohnt und gute Chancen für eine Realisierung sieht. Während auf der Wilferdinger Bahnhofsseite das alte leerstehende Kiosk für einen neuen Treppenaufgang und einen Aufzug weichen soll, bietet der Mittelbahnsteig durch die neue Gleisführung ebenso genug Platz für einen Aufzug.
Im Zuge der Umgestaltung soll es auf beiden Seiten entsprechende Bereiche mit einer 76 und 55 Zentimeter hohen Bahnsteigkante für einen ebenen Einstieg in die Regional- und S-Bahnen geben.
Da der in den Siebzigerjahren errichtete Singener Zugang zur Unterführung im Eigentum der Gemeinde liegt, muss diese selbst die Kosten tragen. Hier schlug Klein als kostengünstigere und wartungsärmere Lösung statt eines Aufzugs eine lange Rampe Richtung des Fußwegs Wilferdinger Straße mit einem Dach Richtung Bahnhof und Treppen Richtung Dajasstraße und FCG vor.
Als maximalen Kostenrahmen, der auf die Gemeinde zukomme, nannte er auf Nachfrage von Klaus Fingerhut (Grüne) für die komplette Erschließung 2,5 Millionen Euro, den schlechten Baugrund bereits einberechnet. Dazu sei auch ein kleiner Grunderwerb im Bereich des ehemaligen Sägewerksgeländes durch die Gemeinde nötig, zu dem sich Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) optimistisch zeigte.
Gasparoni rechnet mit einer Vertragsunterzeichnung mit der Gemeinde und dem Einreichen der Planfeststellungsunterlagen beim Eisenbahnbundesamt im kommenden Frühjahr, mit einem Baubeginn Anfang 2029 und einer Inbetriebnahme des gesamten Projekts Residenzbahn zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2030: „Normalerweise kommuniziere ich solche Termine nicht so groß, aber hier bin ich sehr zuversichtlich.“ Am Mittwoch, 25. Februar, biete die Bahn ab 16.30 Uhr in der Kulturhalle eine Öffentlichkeitsbeteiligung an.
Aufgrund maßgeblicher Veränderungen sei die Bahn verpflichtet, Schallschutzwände entlang einiger Bahnhofsbereiche mit Ausnahme des Buszugangs zu errichten. Alexander Schwenk (Freie Wählervereinigung) plädierte nach entsprechenden tragischen Vorfällen für mehr Unfallschutz im Bereich abgestellter Güterzüge durch Zäune, erfuhr jedoch, dass die Durchgängigkeit der Strecke gewährleistet bleiben muss und eine Präventionsarbeit an Schulen durch die Polizei die wirkungsvollste Maßnahme sei.
Die größtenteils unbefestigten Park-and-Ride-Parkplätze der Bahn auf Singener Seite seien aktuell nicht in die Planung einbezogen, die Gemeinde könne hierzu aber auf die Bahn zugehen, erfuhr Volker Bräuninger (SPD). Ebenso wie Ute Praefcke (Bürgerliste) fragte er auch, ob im Zuge des Umbaus eine Angleichung des Haltepunktnamens – bei der DB historisch bedingt „Wilferdingen-Singen“, bei der AVG „Remchingen“ – möglich sei, was Büchle jedoch aufgrund des bundesweiten Aufwands im gesamten Bahnsystem und der entstehenden Kosten für eher unwahrscheinlich hielt.
Wie der Bahnverkehr während der Bauphase abgewickelt werde, könne sie erst 2026 sicher sagen, antwortete Gasparoni auf Nachfrage von Gabriele Ulrich (Grüne), während Hans Zachmann (CDU) von den Planern erfuhr, dass ein drittes Gleis zwischen Söllingen und Wilferdingen für einen flüssigeren Bahnverkehr nicht Bestandteil dieses Projekts sei und ihrem Stand nach aktuell nicht mehr verfolgt werde.
jza

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