Lust am Lesen und Geselligkeit in idyllischer Atmosphäre
Normalerweise kommt Uli Kirchenbauer zum Bäumeschneiden oder Unkrautjäten in den Lehrgarten des Obst- und Gartenbauvereins Singen, dessen zweiter Vorsitzender er ist. Doch an diesem Abend hat er fast ein ganzes Dutzend Bücher mit dabei, die er neben einem Gläschen Rotwein auf dem Tisch türmt. Es sind gesammelte Werke von Harald Hurst, dem vor wenigen Wochen verstorbenen badischen Mundartdichter, die Kirchenbauer mit an einen seiner Lieblingsorte mitgebracht hat. Ihm gegenüber sitzt eine stattliche Runde Remchingerinnen und Remchinger, die gespannt sind, welche Geschichten und Anekdoten ihnen Kirchenbauer mitgebracht hat.
Die Veranstaltungsreihe „Remchingen liiiiiest“ hat wieder begonnen: Bürgerinnen und Bürger lesen an ihren Lieblingsplätzen aus ihren Lieblingsbüchern – und sorgen dabei für einen heiteren Austausch. „Wir wollen damit nicht nur die Lust am Lesen teilen, sondern die Besucher auch an Orte bringen, die sie so vielleicht noch nie erlebt haben“, bringt Jeannine Beihofer von der örtlichen Buch- und Notenhandlung LiteraDur das Konzept auf den Punkt, das Barbara Casper mit ihrem Team nicht nur in Remchingen, sondern mittlerweile auch in Waldbronn und Pfinztal etabliert hat.
Während Uli Kirchenbauer mal lustig-heiter, mal nachdenklich durch die Kurzgeschichten und Gedichte von Harald Hurst führt, die ihn schon seit Jahren begleiten und bereichern, blicken die Besucher immer wieder hoch zum Himmel. Es ist eine Hommage an den verstorbenen, preisgekrönten Karlsruher Schriftsteller, wenn auch das Programm schon vor dessen Tod geplant war. Außerdem sind es die Blitze und kräftiger Donner, die sich über der Lesung zusammenbrauen, weswegen die Gruppe dem idyllischen Lehrgarten während der dritten Geschichte das neu gebaute Vereinsheim vorzieht. Eine gute Entscheidung, wie sich beim plötzlich einsetzenden Starkregen zeigt. Bei leckeren Snacks liest Kirchenbauer im Trockenen weiter, von der umständlichen Wegbeschreibung über die Begrüßung für Neigeschmeckte oder dem Schaufensterbummel bis zur Ehedebatte „Schlofsch du scho?“: „Harald Hurst ist bekannt dafür, dass er anderen Leuten aufs Maul schaut und andere anschaut – in manchem erkennt man sich selbst wieder, in anderem erkennt man Nachbarn, Freunde oder Bekannte“, schätzt Kirchenbauer.
Am Dienstag, 16. Juli, liest Daniela Glavas um 19 Uhr im Garten der Familie Baur an der Buchwaldstraße 40 in Wilferdingen, am Mittwoch die dritten Klassen der Bergschule Singen um 17 Uhr in der Schule und am Freitag Bürgermeisterin Julia Wieland um 19 Uhr im Ratssaal.
jza
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