Remchingen stimmt klar gegen weitere Windkraftplanungen im Ranntal

Als Tag des ersten Bürgerentscheids von Remchingen könnte der Sonntag in die Geschichte der Gemeinde eingehen – geendet hat dagegen die Geschichte von Windkraft im Bereich Ranntal, Bärengrund und Oberwald, zumindest für die kommenden Jahre.

Mit rund 66 Prozent stimmte eine klare Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmberechtigten dagegen, dass die Gemeinde gemeindeeigene Waldflächen südöstlich von Nöttingen zur Durchführung von entsprechenden Gutachten mit dem Ziel der Errichtung von Windkraftanlagen verpachtet. 1.546 der gültigen Stimmen waren dafür, 3.009 dagegen.

Das Ergebnis verkündete Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) kurz nach 19 Uhr im Ratssaal und wenig später online. Insgesamt stimmten rund 48 Prozent der Stimmberechtigten ab 16 Jahren ab – ein Drittel von ihnen per Briefwahl. Damit ist das Quorum, dass mindestens 20 Prozent der Stimmberechtigten für eine Antwort stimmen, erreicht und der Entscheid rechtlich bindend. Die kommenden drei Jahre könnte er nur durch einen weiteren Bürgerentscheid geändert werden.

„Ich bin sehr glücklich, weil wir das Quorum erreicht haben“, freute sich Wieland, „Das ist ein starkes Signal aus der Bevölkerung, mit dem wir arbeiten können. Die lediglich acht ungültigen Stimmen zeigen, dass die Frage verstanden wurde.“ Wie berichtet hatten sie und der Gemeinderat kurz nachdem die benachbarte Gemeinde Kämpfelbach und die EnBW Interesse zeigten, ein gemeinsames Projekt anzugehen, die Entscheidung an die Bevölkerung weitergegeben. Dabei nahmen sie nicht nur die von der EnBW angedachten Flächen, sondern alle gemeindeeigenen Potenzialflächen im Südosten in die Fragestellung.

Mit der Nachbargemeinde – für die es ohne Remchingen nun sehr fraglich ist, ob eigene Flächen für einen wirtschaftlichen Betrieb ausreichen –, mit der EnbW, dem Regionalverband sowie zahlreichen weiteren Beteiligten werde Wieland in den kommenden Tagen Kontakt aufnehmen. Sie dankte den zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Beteiligten.

„Uns fällt ein Stein von Herzen – aus vielen Gründen“, reagierte Hartmut Zachmann von der „Ranntal-Schutzgemeinschaft“ und als einer der unmittelbar Betroffenen Nöttinger auf die Ergebnisverkündung, „Erneuerbare Energien sind wichtig – aber mit Vernunft und Augenmaß. Das Ranntal muss erhalten bleiben.“ Während in Nöttingen 80 Prozent gegen eine weitere Planung stimmten, waren es im am weitesten entfernten Ortsteil Singen nur 58 Prozent, in Wilferdingen 69 Prozent, in Darmsbach 68 Prozent und bei der Briefwahl 61 Prozent.

Dass das Quorum erreicht wurde, ist keine Selbstverständlichkeit: Obwohl der Bürgerentscheid schon mehrere Monate beschlossene Sache war und es zwei Informationsveranstaltungen gab, dominierte das Thema eher weniger die Ortsgespräche.

Anders als bei den Planungen im Wilferdinger Buchwald gab es hier keine Bürgerinitiative, allerdings warnten einzelne Bürger immer wieder eindrücklich vor Bedenken, vor allem, was die Trinkwassersicherheit der Seewiesenquellen, aber auch den Natur- und Naherholungsort Ranntal betrifft.

Während sich die CDU klar gegen die Windkraft an dem Standort und die Grünen für die Chance einer Prüfung aussprachen, zeigten sich die anderen drei Fraktionen eher neutral und unterstrichen die Bedeutung einer solchen Beteiligung. Kurz vor der Abstimmung lag neben der Abstimmungszeitung der Gemeinde auch eine Broschüre, die sich gegen „Windindustrieanlagen im Ranntal“ aussprachen, in vielen Briefkästen. In Leserbriefen sensibilisierten aber auch einige Bürger für die Bedeutung der Energiewende.

Mit Spannung blicken viele nun weiterhin auf die Planungen im Wilferdinger Buchwald, wo das rheinhessische Energieunternehmen JUWI wie berichtet den Bau von drei Anlagen plant – jedoch auf Staatswaldgelände und daher ohne Mitspracherecht der Gemeinde. Erst am Donnerstagabend verkündete Wieland, dass sich dort kürzlich die Schutzgebietskulisse geändert habe und etwa ein Drittel weniger Fläche zur Verfügung steht, was das Projekt an der Wirtschaftlichkeit scheitern lassen könnte.

jza

Besonders gut besucht war am Sonntag das Nöttinger Wahllokal – hier gibt Uwe Daiminger bei Martin Walch seine Stimme ab. Foto: Zachmann
Besonders gut besucht war am Sonntag das Nöttinger Wahllokal – hier gibt Uwe Daiminger bei Martin Walch seine Stimme ab. Foto: Zachmann
Wahlhelfer beim Auszählen im Remchinger Rathaus. Foto: Zachmann
Wahlhelfer beim Auszählen im Remchinger Rathaus. Foto: Zachmann
Zwei Drittel der Remchinger Stimmberechtigten stimmte gegen weitere Windkraftplanungen im Südosten der Gemeinde. Ein Drittel von ihnen nutzten die Briefwahl, die die Wahlhelfer im Rathaus auszählten. Foto: Zachmann
Zwei Drittel der Remchinger Stimmberechtigten stimmte gegen weitere Windkraftplanungen im Südosten der Gemeinde. Ein Drittel von ihnen nutzten die Briefwahl, die die Wahlhelfer im Rathaus auszählten. Foto: Zachmann
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Bemerkungen :

  • user
    Nils 21.07.2025 um 12:28
    Ist das traurig... Wirklich rückständig und dann posten noch irgendwelche Herberts Bilder von zerstückelten Vögeln... Ist ja nicht so, dass wegen Autos x-fach mehr Vögel sterben oder Herbert jeden Tag sich 2 kg Fleisch reinzieht. Alter Verwalter, peinlich und beschämend,