Remchingen will in Sachen Digitalisierung weiter aufrüsten
Erheblichen Nachholbedarf sieht der Remchinger Digitalisierungsbeauftragte Marvin Keller beim Schutz von Computersystemen, Netzwerken und Programmen vor digitalen Angriffen. „Bei der Cybersicherheit hatten und haben wir viele Rückstände“, verdeutlichte Keller bei der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag eine Situation, die landauf, landab sehr viele Kommunen beschäftige. Eigentlich hatte er die in Remchingen neu geschaffene Stelle im April angetreten, um die Digitalisierung voranzubringen – unterstütze momentan vor allem aber den Bereich der IT, der mit einer anderen halben Stelle besetzt ist und darüber hinaus von einigen externen Dienstleistern betreut wird. Mit neun physischen und 58 virtuellen Servern sowie 185 Benutzern, die sich an insgesamt 23 Außenstellen wie etwa dem Bauhof oder kommunalen Kindergärten fast täglich anmelden, habe Remchingen eine Größe erreicht, die in Sachen IT einen hohen Pflege- und Sicherheitsaufwand verlange.
„Wir sollten digital aufstocken – sonst haben wir ein großes Problem“, bemerkte Alexander Schwenk (Freie Wählervereinigung). Auch wenn es die Kosten im Blick zu halten gelte, sei eine Aufstockung der Stellen zu begrüßen, unterstrich Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) mit Blick auf die baldigen Haushaltsberatungen. In Sachen IT habe sich Keller neben der Sicherheit in seinen ersten Monaten unter anderem schon intensiv mit der Inventarisierung aller Geräte sowie einer Vereinheitlichung an den Schulen beschäftigt. Für das Gymnasium beschloss der Rat einstimmig die Vergabe der IT-Betreuung für ein Jahr zum Preis von rund 39.000 Euro an einen Dienstleister.
In Sachen Digitalisierung konnte Keller bereits ein Programm einführen, mit dem das Ordnungsamt Fahrzeughalter selbst feststellen kann anstatt bei der Polizei nachzufragen. Auch die Digitalisierung von bereits über 2.500 Schriftstücken wie alten Karten und Plänen sowie die Vorbereitung eines neuen Dokumentenmanagementsystems (DMS) konnte er voranbringen. Zwar gebe es ein solches DMS bereits, allerdings seit der Beschaffung 1999 ohne weitere Aktualisierungen oder Schulungen und mit entsprechend geringer Nutzung. Lediglich die Finanzverwaltung habe unterdessen ein neues System beschafft. Neue Anreize für die digitale und damit papierlose Verwaltung, Organisation, Speicherung und Archivierung von Daten soll ein neues System setzen, dessen Beschaffung zum Gesamtpreis von rund 95.000 Euro sowie monatlichen Softwarepflegekosten von 1.500 Euro der Gemeinderat einstimmig zustimmte. Auf Schwenks Frage, warum das neue System besser genutzt werden solle als das alte, antwortete Wieland: „Weil Menschen vorne dran sitzen, die richtig Bock darauf haben.“ Bei der Digitalisierung gelte auch für die Kommunen: „Spiel mit oder verlass den Spielplatz.“ Wie die Mobilitätswende sei Digitalisierung ein riesiges Thema, dem man sich stellen müsse, verdeutlichte Kurt Ebel (CDU) – „Klar ist aber auch: Billiger wird’s nicht.“
Maria Scrofan (CDU) bat, auch die kirchlichen Kindergärten und nicht-kommunalen sozialen Einrichtungen an den Fortschritten teilhaben zu lassen. Während Bebauungspläne demnächst online einsehbar sein sollen, könne sich die Gemeinde mit der Umstellung auf die elektronische E-Akte immer mehr dem digitalen Bürgerservice öffnen. Allerdings könne man in Remchingen das Rad schon aus Kostengründen nicht neu erfinden, sondern sei auf kommunale Zusammenarbeit und vor allem landesweite Fortschritte bei entsprechenden Programmierungen angewiesen, so Keller. Zahlreiche Prozesse erforderten rechtlich noch immer eine persönliche Unterschrift vor Ort: „Da bringt es wenig, wenn ich als Bürger alles digital beantragen kann und am Ende doch aufs Rathaus muss.“ In Sachen Künstlicher Intelligenz, etwa zum Generieren von Nachrichten oder Zusammenfassen von Texten, gebe es einen rasanten Fortschritt – aber es fehle an Richtlinien vom Land: „Zurzeit ist eine Nutzung von KI für Kommunen kaum möglich.“
jza
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