Remchinger Bahnhof gilt nur gefühlt als Angstort
Bei der Häufigkeit von Straftaten lag Remchingen im Jahr 2024 über dem Schnitt des Enzkreises als nach wie vor sicherster Landkreis in Baden-Württemberg. Trotzdem sieht Thomas Huber, Leiter des Polizeireviers Neuenbürg, keinen örtlichen Brennpunkt, aus dem sich ein besonderer Handlungsbedarf für den Gemeinderat ableiten würde, wie er bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminal- und Verkehrsunfallstatistik auf Nachfrage von Volker Bräuninger (SPD) verdeutlichte.
2024 gab es in Remchingen 458 gemeldete Straftaten – zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Etwas mehr als die Hälfte davon konnte die Polizei aufklären. 135 und damit besonders viele Fälle waren Diebstahlsdelikte, häufig wegen nicht angeschlossener Fahrräder oder nicht abgeschlossener Fahrzeuge, wie Huber mahnend feststellte, in neun Fällen kam es zu Wohnungseinbrüchen mit Diebstahl. Daneben verzeichnete er 73 Rohheitsdelikte, 45 davon mit Körperverletzung. Beide Zahlen waren rückläufig, ebenso wie Rauschgiftkriminalität (zwölf Fälle) nach der Cannabis-Legalisierung.
In 62 gemeldeten Fällen kam es zu Sachbeschädigungen, in 17 zu Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum, in elf zu häuslicher Gewalt. Deutlich zugenommen haben Vermögens- und Fälschungsdelikte mit 119 Fällen. Beruhigend sei, dass dank der Präsentation immer weniger Menschen auf entsprechende Schockanrufe oder falsche Polizeibeamte tatsächlich reinfallen. Von 220 ermittelten Tatverdächtigen waren zwei Drittel Deutsche und mehr als ein Viertel unter 21 Jahren. Die Zahl der Unfälle in Remchingen war mit 216 ebenso wie der Landestrend leicht rückläufig. In 21 Fällen kamen Personen zu Schaden, unter 27 verunglückten Personen gab es drei Schwerverletzte, aber keine Toten. Es gebe keine besonderen Unfallschwerpunkte in der Gemeinde.
Nachdem mehrere Gemeinderäte die Bahnhofsunterführung und die dortigen Fahrradplätze und -boxen ins Gespräch brachten und nach der Möglichkeit einer Kameraüberwachung fragten, unterstrich Huber: „Sie haben in Remchingen definitiv keinen Ort, wo viel passiert.“ Auch wenn der Bahnhof in jeder Gemeinde der gefühlte Angstort sei und dies bei einer nächtlichen Umfrage neun von zehn Befragten bestätigen würden, passiere dort in Remchingen nicht auffällig mehr. Trotzdem prüfe der Datenschutzbeauftragte der Gemeinde auf Wunsch des Gremiums derzeit die rechtlichen Möglichkeiten einer Kameraüberwachung bei den Fahrrädern, ergänzte Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos). Ute Praefcke (Bürgerliste) fragte nach Auffälligkeiten an Schulen, hierzu reiche Huber die Zahlen nach. Die Nachfrage von Alexander Schwenk (Freie Wählervereinigung), ob es Pläne gebe, auch im ländlichen Raum einzelne Polizeiposten rund um die Uhr zu besetzen, verneinte Huber mit Blick auf die Personalverfügbarkeit: „Das ist definitiv ausgeschlossen.“
jza



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