Wieland wehrt sich im Narrenkäfig gegen Anklage
In den Narrenkäfig steckte das von Nils Nonnemacher eingeläutete hohe Gericht der Singener Spaßvögel am Donnerstagabend Bürgermeisterin Julia Wieland. Schwerwiegende Anklagepunkte musste sich das Gemeindeoberhaupt vom Prinzenpaar anhören: „Eingesperrt mit Schloss und Riegel halten wir ihr vor den Spiegel“, verdeutlichte Prinzessin Marie I. (Müller) und Prinz Marcel I. (Manivannan) begann mit der Anklage: „Wir sind heute am falschen Ort, denn das Rathaus ist nicht hier, sondern dort.“
Dabei spielte er auf den in die Kulturhalle verlegten Rathaussturm an. Auch wenn sie nichts koste, sei die Entscheidung für Glasfaser sicher ein teurer Spaß, wenn es ans Aufwuchten der Gehwege gehe. Während es für den Solarpark im vergangenen Jahr zu wenig Sonne gab, wolle man einen Windpark schon gar nicht: „Lärm, Getöse und nie mehr freie Sicht – da sagen wir: Mit uns nicht! Wir pfeifen auf den Lohn und holen uns aus der Steckdose den Strom.“ Das Gejammer um die Gewerbesteuer, deren Defizit die Grundsteuer der Narrenmeinung nach wett mache, gehörte ebenso zur Anklage wie der Nöttinger LKW-Verkehr und die Tatsache, dass sich die Bürgermeisterin für alles und jeden einsetze: Würde sie nichts machen, würde sie nichts verkehrt machen, so die Kläger.
Wortgewandt räumte Wieland die Anklagepunkte aus. Das Rathaus habe nicht genug Platz für die Narrenschar, das Wetter könne sie vielleicht in der zweiten Amtszeit beeinflussen, die Grundsteuer sei strikt aufkommensneutral und die Gewerbesteuer könne ja nicht steigen, wenn die Leute immer mehr online kaufen. In Sachen Windkraft im Ranntal sei außer dem Bürgerentscheid nichts beschlossen: „So hintergehen möchte ich meine Bürger nicht – das sei versprochen: Ich führe euch nicht hinters Licht.“ Doch ihre Verteidigung half ebenso wenig wie das Rütteln an den Gittern: Vizepräsidentin Petra Leonhardt öffnete den Käfig erst, als Wieland den Rathausschlüssel herausrückte und auf der Waage der Gerechtigkeit schwer auftrumpfte: Sie musste so viele Getränke spendieren, bis der langjährige Narrenjustiziar und Gemeinderat Markus Gartner aufgewogen war.
jza
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