Vor größeren Verkehrsmaßnahmen will Gemeinde Campus-Fertigstellung abwarten
Während mitten in Wilferdingen die beiden quadratischen Gebäude des neuen Kinder- und Jugendcampus mit einer Mensa und Kernzeitbetreuung sowie einem Kindergarten mit 75 dringend benötigten Plätzen wachsen, verdeutlichte die vergangene Ratssitzung die Strahlkraft des Projekts für die Umgebung. So hat der Neubau nicht nur Synergien für die Mittagsverpflegung an allen Remchinger Schulen und Kitas, sondern veranlasste die Gemeinde auch, ein Verkehrskonzept für den gesamten Ortsteil östlich der Hauptstraße zu erarbeiten.
Einstimmig beschloss der Rat das kommunale Verpflegungskonzept, das künftig vorsieht, von einer Produktionsküche in der neuen Mensa neben der Wilferdinger Grund- und Realschule auch sieben weitere Einrichtungen zu bedienen. Bisher gibt es an allen Standorten Einzellösungen durch Caterer, an der Realschule kein warmes Mittagessen. Sabine Chilla (Pro Schulverpflegung) präsentierte das Konzept, das im Zuge des Rechtsanspruchs auf Ganztagesbetreuung anstatt aktuell 230 mit 300 Mittagessen pro Tag für alle Einrichtungen rechnet. Das Essen soll aus tiefgekühlten Komponenten, ergänzt durch frischen Salat oder Nachtisch, zubereitet werden – zu einem Drittel aus Rohkost, zu 20 Prozent aus Bioware. Für eine komplett frische Zubereitung solcher Stückzahlen fehle schlichtweg das Fachpersonal, erfuhr Hans Zachmann (CDU) auf Nachfrage.
Für die Kitas soll es an zwei von fünf, für die Schulen an vier von fünf Tagen neben dem vegetarischen Angebot auch Fleisch oder Fisch geben. Die Bestellung soll mit etwa einer Woche Vorlauf und einer Stornierungsmöglichkeit bis zum Vorabend oder Morgen über ein vom Caterer anzubietendes Internetportal erfolgen. Ein begrenztes Angebot für „Spontanesser“ soll insbesondere für ältere Schüler die Anreize erhöhen. „Ab einem gewissen Alter wird es sonst uncool, in die Mensa zu gehen“, berichtete Chilla aus Erfahrung. „Verlässliche Esser“ seien dagegen die Fünft- und Sechstklässler. Dass der Caterer im Angebot für „Spontanesser“ frei bleibt, beschloss der Rat auf Antrag von Tomislav Glavas (SPD). Ein freier Verkauf von Snacks oder entsprechende Automaten sei bisher nicht angedacht, erfuhr Alexander Schwenk (FWV). Ebenso einstimmig beauftragte der Rat die Ausschreibung für die Mittagsverpflegung.
Verkehrsplaner Tim Wiesler (Planersocietät) präsentierte Maßnahmenvorschläge, um die Verkehrssituation mit Fokus auf dem Campus zu verbessern. Die aus Verkehrserhebungen und zwei Bürgerbeteiligung erstellten Vorschläge reichen von markierten Parkflächen, zusätzlichen Querungshilfen durch „Gehwegnasen“ oder Baumscheiben in Nebenstraßen über verkehrsberuhigte Bereiche mit Schrittgeschwindigkeit und eingezeichneten Parkflächen – etwa in der Pforzheimer Straße, den Nebensträßchen um den Campus oder zur Verringerung des Abkürzungsverkehrs in der Hilda- und Friedrich-Ebert-Straße. Bereits bei den Beteiligungen kontrovers diskutiert wurde die Schwarzwaldstraße als Fahrradstraße mit mobilen Pollern und Zufahrtsberechtigung für Anwohner über Seitenstraßen – ebenso wie die Möglichkeit, den Kutscherweg zwischen Dürerstraße und Im Grund als Einbahnstraße zu gestalten. Das könne durch breitere Fußwege die Attraktivität des 300 Meter von der Schule entfernten Friedhofsparkplatzes für Lehrer und Erzieher steigern, so Wiesler.
Bauamtsleiter Markus Becker und Bürgermeisterin Julia Wieland (fraktionslos) betonten, dass alles nur Vorschläge seien – leicht umsetzbare für die nächste Verkehrsschau und aufwendige, die mittelfristig intensive Bau- und Haushaltsplanungen benötigten. „Zuerst warten wir den neuen Status quo nach Fertigstellung des Campus ab und gehen dann wieder in die Beratungen“, verdeutlichte Becker. Gerade verkehrsberuhigte Bereiche könnten längere Diskussionen auch mit der zuständigen Straßenverkehrsbehörde nach sich ziehen, da diese einen gewissen Platzcharakter erwarte, erfuhr Sascha Rebmann (FWV) auf Nachfrage von Becker. Ute Praefcke (BL) bat, bei Einschränkungen anliegende Betriebe mit LKW-Verkehr nicht außer Acht zu lassen. Justine Leonhardt (FWV) regte an, direkten Anwohnern das Parken auf dem Friedhofsparkplatz zu ermöglichen und erfuhr, dass ein Schreiben an die Anwohner der Dürerstraße bereits rausgegangen sei.
jza
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